Entstehung von Religion

Weltreligionen

Religionen bieten Antworten auf existenzielle Fragen und Tragen zur Schaffung sozialer und kultureller Identität bei. Dabei entstanden weltweit unterschiedliche und zahlreiche Religionen, die oft ähnliche Grundideen teilen, sich jedoch durch ihre spezifischen Lehren und Praktiken unterscheiden. Die Frage, warum es so viele Religionen gibt und welche die „richtige“ ist, beschäftigt Menschen seit Jahrhunderten.

 

Das verborgene Bedürfnis nach Religion und Glauben ist ein zentraler Faktor für die Entstehung von Religionen. Menschen haben seit jeher nach Antworten auf existenzielle Fragen gesucht: Woher kommen wir? Warum existieren wir? Was geschieht nach dem Tod? Religion bietet eine Antwort auf diese tiefen Fragen und stillt das menschliche Verlangen nach Sinn und Orientierung.

Gründe für das Bedürfnis nach Religion und Glauben:

  • Suche nach Sinn und Zweck: Religion gibt den Menschen eine Erklärung für ihre Existenz und ihren Platz im Universum. Durch den Glauben an höhere Mächte oder Prinzipien erhalten sie eine übergeordnete Bedeutung und Zielrichtung im Leben.
  • Bewältigung von Angst und Unsicherheit: Vor allem in Zeiten von Leid, Tod oder Ungewissheit bietet Religion Trost. Der Glaube an ein Leben nach dem Tod, göttliche Gerechtigkeit oder Schutz durch höhere Kräfte hilft, mit den Ängsten und Herausforderungen des Lebens umzugehen.
  • Moralische Orientierung: Religionen bieten ethische und moralische Rahmenwerke, die den Menschen helfen, ein gutes und gerechtes Leben zu führen. Diese Regeln und Gebote schaffen soziale Ordnung und Stabilität innerhalb von Gemeinschaften.
  • Gemeinschaft und Identität: Religion stiftet Gemeinschaft und gibt den Gläubigen ein Gefühl der Zugehörigkeit. Durch gemeinsame Rituale, Traditionen und Überzeugungen wird eine kollektive Identität gestärkt, die das soziale Gefüge festigt.
  • Erfahrung des Transzendenten: Viele Menschen haben das Bedürfnis, etwas zu erfahren, das über die sichtbare Welt hinausgeht. Durch Gebet, Meditation oder Rituale suchen sie nach einer direkten Verbindung zum Göttlichen oder einer spirituellen Ebene, die ihrem Leben eine tiefere Dimension verleiht.

Die Entstehung von Religionen lässt sich also auf diese universellen menschlichen Bedürfnisse zurückführen. Sie bieten nicht nur Antworten auf die großen Fragen des Lebens, sondern erfüllen auch das Verlangen nach Sicherheit, Sinn, Gemeinschaft und moralischer Orientierung.

Wie sind die drei monotheistischen Religionen entstanden?

  1. Judentum

Das Judentum ist die älteste der drei monotheistischen Religionen und entstand vor etwa 3.500 Jahren im Nahen Osten. Es basiert auf der Überzeugung, dass es nur einen Gott gibt, der das Volk Israel ausgewählt hat, um seinen Willen auf der Erde zu erfüllen.

  • Entstehung: Das Judentum geht auf die Erlebnisse und die Geschichte des Volkes Israel zurück, wie sie in der hebräischen Bibel (Tanach) überliefert sind. Der Gründervater des jüdischen Glaubens ist Abraham, der als Stammvater des israelitischen Volkes gilt. Die Offenbarung Gottes an Abraham und später an Moses, insbesondere die Übergabe der Zehn Gebote auf dem Berg Sinai, sind zentrale Ereignisse in der jüdischen Geschichte.
  • Schrift: Die Thora, die ersten fünf Bücher der hebräischen Bibel, ist der Kern der jüdischen Lehre und enthält religiöse Gesetze und Anweisungen, die das Leben der Juden bestimmen.
  • Zentrale Überzeugung: Es gibt nur einen Gott (JHWH), und das jüdische Volk hat mit ihm einen Bund geschlossen, der sie dazu verpflichtet, seine Gesetze zu befolgen.
  1. Christentum

Das Christentum entstand im 1. Jahrhundert n. Chr. als Bewegung innerhalb des Judentums und entwickelte sich rasch zu einer eigenständigen Religion, nachdem es sich von der jüdischen Tradition entfernte.

  • Entstehung: Das Christentum gründet sich auf das Leben, die Lehren, den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus, den Christen als den Sohn Gottes und den versprochenen Messias ansehen. Jesus wurde um das Jahr 4 v. Chr. in Judäa geboren und seine Anhänger glaubten, dass er die Erfüllung der jüdischen Prophezeiungen über einen Erlöser sei. Nach seinem Tod verbreiteten seine Jünger seine Lehren, und das Christentum breitete sich im gesamten Römischen Reich aus.
  • Schrift: Die Bibel, insbesondere das Neue Testament, enthält die Lehren Jesu, die Briefe der Apostel und die Berichte über sein Leben. Das Alte Testament ist ebenfalls Teil der christlichen Bibel und spiegelt die jüdischen Ursprünge des Christentums wider.
  • Zentrale Überzeugung: Jesus Christus ist der Sohn Gottes und der Messias, dessen Tod und Auferstehung die Menschen von ihren Sünden erlöst. Der Glaube an Jesus als Erlöser ist zentral für das Heil.
  1. Islam

Der Islam entstand im 7. Jahrhundert n. Chr. auf der arabischen Halbinsel. Der Prophet Mohammed gilt als letzter und größter Prophet, der den Islam in seiner endgültigen Form verkündete.

  • Entstehung: Der Islam entstand durch die Offenbarungen, die der Prophet Mohammed zwischen 610 und 632 n. Chr. empfing. Mohammed, der in Mekka geboren wurde, predigte die Verehrung des einen Gottes (Allah) und rief die Menschen zur Umkehr und zur Einhaltung der göttlichen Gebote auf. Seine Lehren fanden zunächst in Mekka und Medina Anhänger, breiteten sich aber schnell über die gesamte arabische Halbinsel und darüber hinaus aus.
  • Schrift: Der Koran ist das heilige Buch des Islam, das die wörtlichen Offenbarungen enthält, die Mohammed von Gott erhielt. Es gilt als die endgültige und unverfälschte Botschaft Gottes an die Menschheit. Neben dem Koran sind die Hadithe, Berichte über die Taten und Worte Mohammeds, eine weitere wichtige Quelle islamischer Lehren.
  • Zentrale Überzeugung: Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein letzter Prophet. Der Islam fordert die Hingabe an Gott und die Einhaltung der fünf Säulen des Islam (Glaubensbekenntnis, Gebet, Fasten, Almosen, Pilgerfahrt nach Mekka).

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

  • Gemeinsame Ursprünge: Alle drei Religionen verehren den Gott Abrahams und sehen sich in einer Linie mit den Propheten seit Adam.
  • Unterschiede: Während das Judentum auf den Bund zwischen Gott und Israel fokussiert ist, betrachtet das Christentum Jesus als den Retter der gesamten Menschheit. Der Islam wiederum sieht Mohammed als den letzten Propheten, der die vorhergehenden Offenbarungen in ihrer endgültigen Form bestätigt und vervollständigt.

Die drei monotheistischen Religionen teilen viele grundlegende Überzeugungen, wie den Glauben an einen einzigen Gott, das Gebet und die ethischen Prinzipien, unterscheiden sich jedoch in ihren spezifischen Theologien, Riten und Vorstellungen über die Rolle von Propheten und die Erlösung.

Im Islam wird Mohammed als der letzte Prophet gesehen, der eine endgültige Offenbarung Gottes (Allah) brachte. Gleichzeitig erkennt der Islam die früheren Propheten wie Moses und Jesus als Gesandte desselben Gottes an, wobei diese früheren Botschaften als unvollständig oder verfälscht betrachtet werden. Alle Religionen könnten also Teile der Wahrheit über denselben Gott enthalten.

  1. Einheit Gottes und der Offenbarungen

Der Koran betont mehrfach, dass es nur einen Gott gibt, der die gesamte Schöpfung erschaffen hat. Dieser eine Gott hat im Laufe der Geschichte immer wieder Propheten zu verschiedenen Völkern gesandt, um seine Botschaft zu übermitteln.

  • Einheit des Gottesglaubens: „Euer Gott ist ein einziger Gott. Es gibt keinen Gott außer ihm, dem Barmherzigen, dem Erbarmer.“ (Koran 2:163)
  • Propheten als Gesandte Gottes: Allah hat den Menschen zu verschiedenen Zeiten Propheten geschickt, um sie zu leiten. Zu diesen Propheten zählen biblische Gestalten wie Adam, Noah, Abraham, Moses und Jesus. Mohammed wird im Koran als der letzte und abschließende Prophet angesehen: „Wahrlich, Wir haben dir Offenbarungen gegeben, wie Wir Noah und den Propheten nach ihm Offenbarungen gaben […] und Jesus […] und Mohammed.“ (Koran 4:163)
  1. Frühere Religionen und ihre Verfälschung

Der Islam lehrt, dass frühere Offenbarungen – insbesondere die des Judentums und des Christentums – ursprünglich von Gott stammten, aber im Laufe der Zeit verfälscht oder missverstanden wurden. Aus dieser Sichtweise gab Gott dem Propheten Mohammed den Koran als letzte und unverfälschte Botschaft, die die vorherigen Offenbarungen bestätigt, berichtigt und vervollständigt.

  • Bestätigung und Korrektur: „Er hat dir das Buch mit der Wahrheit herabgesandt, das zu bestätigen, was ihm vorausging. Und Er hat die Thora und das Evangelium herabgesandt.“ (Koran 3:3)
  • Verfälschung: Der Koran behauptet, dass frühere Gemeinschaften ihre Schriften und Offenbarungen verfälscht haben: „Wehe denen, die die Schrift mit ihren eigenen Händen schreiben und dann sagen: ‚Das ist von Allah.‘“ (Koran 2:79)
  1. Toleranz gegenüber anderen Religionen

Der Koran erkennt die Existenz anderer Religionen an und fordert Respekt und Toleranz gegenüber ihren Anhängern, insbesondere den „Leuten der Schrift“ (Juden und Christen). Diese werden im Islam als „Ahl al-Kitab“ bezeichnet, da sie ebenfalls göttliche Offenbarungen erhalten haben.

  • Anerkennung der Vielfalt: „Für jeden von euch haben Wir ein Gesetz und einen Weg festgelegt. Und wenn Allah gewollt hätte, hätte Er euch zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht. Aber [Er wollte], euch in dem zu prüfen, was Er euch gegeben hat.“ (Koran 5:48)
  • Kein Zwang im Glauben: „Es gibt keinen Zwang im Glauben.“ (Koran 2:256)
  1. Islam als letzte und endgültige Religion

Der Koran betont, dass der Islam die endgültige und vollkommene Religion ist, die alle früheren Offenbarungen übertrifft. Mohammed wird als der „Siegel der Propheten“ (Khatam an-Nabiyyin) betrachtet, und nach islamischer Auffassung ist die Botschaft des Korans die endgültige göttliche Offenbarung für die Menschheit.

  • Vollendung der Religion: „Heute habe Ich eure Religion für euch vervollkommnet und Meine Gnade an euch vollendet, und Ich habe den Islam für euch als Religion erwählt.“ (Koran 5:3)
  • Letzter Prophet: „Mohammed ist nicht der Vater eines eurer Männer, sondern der Gesandte Allahs und das Siegel der Propheten.“ (Koran 33:40)
  1. Glaube an vorherige Propheten und Bücher

Der Koran fordert die Muslime auf, an die Propheten und Bücher zu glauben, die vor Mohammed gekommen sind, da sie ebenfalls von Gott gesandt wurden. Muslime glauben, dass die Thora (Tawrat), das Evangelium (Injil) und die Psalmen (Zabur) ursprünglich wahre Offenbarungen waren, auch wenn sie später verfälscht wurden.

  • Anerkennung vorheriger Offenbarungen: „Und Wir haben ihm das Evangelium gegeben, das Rechtleitung und Licht enthält und das bestätigt, was von der Thora vor ihm da war, und als Rechtleitung und Ermahnung für die Gottesfürchtigen.“ (Koran 5:46)
  1. Prüfung und Verantwortung der Menschheit

Der Koran erklärt, dass Gott die Menschheit prüft, indem er ihnen verschiedene Gesetze und Offenbarungen gibt, um zu sehen, wer von ihnen am besten handeln wird. Die Unterschiede zwischen den Religionen sind Teil dieses göttlichen Plans.

  • Prüfung durch Unterschiede: „Und wenn Allah gewollt hätte, hätte Er euch sicher zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht. Aber Er lässt denjenigen von euch irregehen, den Er will, und leitet denjenigen recht, den Er will.“ (Koran 16:93)

Zusammenfassung der koranischen Perspektive

Aus der Sicht des Korans gibt es nur einen Gott, und alle früheren Religionen haben im Kern dieselbe Botschaft der Anbetung dieses einen Gottes vermittelt. Die Vielfalt der Religionen wird als Folge menschlicher Fehlinterpretationen und Verfälschungen früherer Offenbarungen gesehen. Der Koran stellt den Islam als die endgültige und unverfälschte Botschaft Gottes dar, die die früheren Religionen und ihre Offenbarungen korrigiert und vervollständigt. Gleichzeitig fordert der Koran Respekt gegenüber anderen Religionen, insbesondere dem Judentum und Christentum, auch wenn der Islam als die einzig wahre und vollendete Religion angesehen wird.

 

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